Burger Feng Shui

Der McDonalds am Frankfurter Flughafen ist zwei in eins: Gaststätte und Zentempel. In meditativer Geschwindigkeit werden Pommesfrittes nach und nach aus dem Fett gehieft, oder Softeis liebevoll in perfekte Schlaufen gelegt. Der gestresste Reisende hat die Wahl sich der alles beherrschenden Ruhe hinzugeben oder wahnsinnig zu werden und schreiend rauszurennen. Beides kann ich in der Schicksalsgemeinschaft, die mit mir vor dem Tresen für längere Zeit ohne erkennbaren Fortschritt gestrandet ist, beobachten.

 

Mittlerweile bin ich aber schon einen Schritt weiter und warte an einem Tisch tatsächlich auf meinen Burger. Dessen Herstellungszeit entspricht in etwa der eines schonend gegarten Rinderbratens. Aber ich beschwere mich nicht- das muss ja am Ende ein Wahnsinns Burger sein, und es bleibt Zeit einen Blogversuch zu starten. Mal sehen, wie es dieses Jahr so rausperlt. Außerdem habe ich ohnehin nichts Besseres zu tun- mein Flug geht so in drei Stunden… Leicht paranoides früh Angereise nach dem Flugverpassdrama im letzten Oktober. Letztes Jahr habe ich keinen Blog geschrieben aber gepodcastet. Macht man ja heutzutage so. Die Ergebnisse, auch das fiese Anreisedesaster 2020, findet ihr unter- Überraschung: Podcast.

 

Aber zurück zu McDonalds und 2021. Livebericht: Es arbeitet sich nun ein Angestellter mit möglicherweise meinem Burger in der Hand hinter dem Tresen hervor und macht sich auf, das Restaurant in meine Richtung zu durchqueren. Ungefähr im Tempo eines Seesterns, dessen Bewegungen auch im Zeitraffer erst so richtig erkennbar werden. Vor dem Fenster landen und starten Flugzeuge in der Sonne. Die Frage ist ja, ob die ganze Aktion, also die Reise nach Brasilien, zurück in meine zweite Heimat, zurück ins Pantanal und zurück zu meinen Ameisenbären eine große Dummheit zu Covidzeiten ist. Beantworten kann man diese Frage wohl erst hinterher. Ich bin getestet und geimpft, habe 38465 Schnelltests dabei und hoffe auf das Beste. Die Reise wird ein ziemlicher Ritt. Ohne der zu Nicht-Pandemiezeiten üblichen Pause in Rio. Einfach so schnell wie möglich in die Sicherheit der Farm - denn natürlich geht es infektionstechnisch in Brasilien ziemlich ab. „So schnell wie möglich“ sind von Tür zu Tür ca. 27 Stunden, fairerweise muss man aber sagen, dass ich die Wohnung tatsächlich 6 Stunden vor der Abflugzeit des Langstreckenflugs bereits verlassen habe. Noch ein bisschen Bier und Familie am Bahnhof in Köln und jetzt eben hier rumhängen. Bloß kein Stress, der kommt noch früh genug. Spätestens in São Paulo: Da habe ich nur 2 Stunden Umsteigezeit mit Koffer einsammeln und neu einchecken und so. Durch den Flughafen in São Paulo bin ich ja schon oft panisch gerannt. Wir erinnern uns. Jetzt also beste Voraussetzungen auf ein Revival. Bekomme ich direkt Puls, wenn ich nur dran denke, also lieber nochmal den beruhigenden McDonalds-Mann dabei beobachten, wie er nun die letzten Meter zu meinem Tisch überwindet. Touch Down! Der Burger ist in Perfektion belegt. Gäbe es Feng Shui für Burger- dies wäre ein Lehrbeispiel.

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Kommentare: 2
  • #1

    Kirsten Barth (Mittwoch, 14 Juli 2021 10:54)

    Ja, der Flughafen Sao Paulo. Da hatte ich auch voll die Panik. Du sprichst wenigstens portugiesisch. Wird schon klappen.

  • #2

    Sylvia Weilke (Mittwoch, 14 Juli 2021 16:27)

    Sehr witzig geschrieben. Den Mc D. im Frankfurter Flughafen kenne ich auch gut. Guten Flug !