Wenn die Blair Which eine Katze wäre...

Nicht an Traditionen hält sich glücklicherweise das deutsche Filmteam. Anstatt wie sonst immer in den Wald rein, kommen alle Tiere für die aus dem Wald RAUSgehampelt, sobald die Kamera steht. Gestern mit heeren Zielen ins Feld gefahren- die große Ebene besichtigen, zum Herzsee im hohen Norden fahren, und am Ende schaffen wir es gerade mal zwei Tore und drei Seen weit, weil die Tierwelt auch direkt hinter dem Haus so ein Feuerwerk abfeiert. Ein Ameisenbär wurde vom Kameramann bestellt und ein Ameisenbär latscht prompt an der Straße lang und vorbei am Seeufer in dem sich die gewünschten Babykaimane tummeln. Luxusprobleme an der Kamera. Filmt man jetzt den Ameisenbären, oder die Babykaimane, oder den Tigerreiher im Schilf, die Pampashirsche neben dran, die Rotgrünen Aras die über einen fliegen oder vielleicht doch lieber die zehn Hyazintharas, die gerade leuchtend blau im goldenen Abendlicht zum trinken beim Nachbarsee gelandet sind? Das ist nicht übertrieben, das war genauso. Es gibt diese Tage im Pantanal- man steht den ganzen Nachmittag staunend auf einem Fleck, alles tobt gleichzeitig um einen rum und man fotografiert mal nach da und mal nach da, aber die ganze Fülle kann man kaum einfangen.

 

Bei den Filmarbeiten tanzt am Ende aber alles so lang um uns rum, dass alle Tiere gefilmt werden können und zusätzlich ich zusammen mit Ameisenbär der fast in mich reinläuft und dann Ameisenbär mit Peccarie das fast in ihn reinläuft und dann ist die Sonne weg und wir machen uns bereit zum Nachtspotten. Puma der Hirsche jagt ist ja so ein Thema, seit ich die Sichtung vor ein paar Tagen ohne Kamerateam hatte. Pfff. Als ob man das nochmal sieht. Lampe an, der Ameisenbär schlurft immernoch irgendwo Richtung See rum, also wird er jetzt nochmal nachts gefilmt. Praktisch auch, dass während die Kamera läuft zwei Füchse direkt vor den Ameisenbären gelaufen kommen. Ich pfeife derweil die Zwergeule auf einen dekorativen Ast, die kann nun also auch gefilmt werden. Weit sind wir ja mal wieder nicht gekommen. Als wir schließlich laut klappernd die Kamera einpacken um doch nochmal ein bisschen vorwärts zu kommen, leuchtet einer auf den See nebenan, eigentlich gucken ob der Ameisenbär noch da ist, steht da ein Tapir im Wasser und spaziert Richtung Wald. Wir eiern ein bisschen hinterher, finden ihn zwar nicht mehr, dafür aber alle Tagschläferarten, die auch anbiedernd vor der Kamera posieren. Nach dieser kleinen Runde kommen wir an die Stelle zurück, an der wir schon den ganzen Nachmittag verbracht hatten, ich leuchte rechts: Puma! Und Hirsch! Puma lauert auf Hirsch. Mal wieder. Darf nicht war sein. Es ist derselbe mit dem kurzen Schwanz und er lässt sich auch nicht stören als die Autotüren aufgehen und laut klappernd die Kamera installiert wird. Nach einigem Lauern, ich kenne das ja nun schon, haha, geht die Jagd los. Hirsch rennt, Puma rennt, beide verschwinden im Gebüsch. Wir gehen mit Taschenlampen hinterher und finden den Puma tatsächlich nochmal wieder. Er liegt gemütlich auf dem Boden. Kein Hirsch in Sicht, weder tot noch lebendig. Die Jagd war also wohl wieder ein Schuss in den Ofen. Wir können de Puma aber in aller Ausführlichkeit filmen und fotografieren. Vielleicht hätten wir die Batterien der Taschenlampen lieber ein bisschen aufsparen sollen, denn irgendwann geht eine nach der anderen aus. Als auch die letzte ausfällt stehen wir im Dunkeln. Ca. 15 Meter zu Fuß vor einem Puma. Und auf einmal geht ein markerschütterndes Gekreische los. Der Puma hat wohl nochmal die Jagd gestartet und dankenswerter Weise keinen von uns, sondern ein Schwein erwischt. Das kreischt jetzt um sein Leben, der Rest der Schweineherde brüllt und scheint es zu verteidigen, schwer zu sagen, wenn man alles nur als Hörspiel hört. Die ganze Situation ist ziemlich Blair Which Project mäßig. Es rumpelt, Äste brechen und alle, also sowohl Puma als auch Schweine scheinen in den Wald zu rennen. Filmen konnte im Dunkeln natürlich keiner, aber wir sind alle vollkommen geflasht. Und die Hirschjagd vorher ist ja nun absurderweise tatsächlich im Kasten.

 

Ich sag ja immer, wenn ich einen Tierfilm gucke in dem was Spektakuläres gefilmt wurde: „Na die haben sich danach aber erstmal ein Bier aufgemacht“. Also wir haben uns danach erstmal ein Bier aufgemacht.

Kommentar schreiben

Kommentare: 4
  • #1

    LL (Donnerstag, 18 Juli 2019 03:03)

    Tolle Bilder Lydia, da kann ich ein bisschen mitträumen ...Danke.

  • #2

    Lydia (Donnerstag, 18 Juli 2019 20:22)

    Du fehlst hier!

  • #3

    Traudel (Freitag, 19 Juli 2019 09:02)

    Immer wieder herrlich liebe Lydia! Und irgendwann, spätestens zur Rente, klappt es auch mal wieder mit meiner Anwesenheit zur Kiosktour.
    Versprochen!
    :*

  • #4

    Rebecca (Montag, 29 Juli 2019 10:53)

    So schöne Bilder vom Puma!! Ich bin total begeistert!! Hoffentlich hält das Internet weiter, so dass du noch ganz viel hochladen kannst! :D