Claudia ist mit zwei italienischen Gästen noch nicht von ihrer morgendlichen Safari mit dem Jeepinho zurück gekommen. Wir hängen kurz vor dem Mittagessen hungrig unterm Mangobaum rum, latent besorgt auf einen Funkspruch wartend, denn bei so einer Verspätung liegt die Vermutung nahe, dass der Jeep wieder den Geist aufgegeben hat. Der geht ja bekanntermaßen gerne mal kaputt. Wer wenn nicht ich kennt sich damit aus. Tatsächlich bricht er aber nicht nur mir unter dem Hintern auseinander, sondern auch allen anderen. Edson der Chefcowboy sagt immer: "Der Jeep lässt die Leute zu Fuß im Feld." Bisschen gemein. Meistens funktioniert das Auto ja und WENN es funktioniert ist es das großartigste Auto das es gibt. Nichts gegen meinen Jeep.
Gut. Zugegen hat Edson schon ein bisschen recht- erst kürzlich hielten wir abends im Dunkeln neben dem Baumstamm an, in dem die blöde Vogelspinne wohnt (blöd, weil sie sich meistens in ihrem Loch versteckt und dann leise da unten drin kichert wenn wir wieder extra um sie zu sehen einen unnötigen Umweg gefahren sind). Diesmal hörte man es noch etwas lauter kichern, denn offensichtlich ist sie nicht nur wie immer im Loch abgetaucht, sondern hat uns zusätzlich die vier Schrauben der Kardanwelle vom Jeepinho geklaut. Zumindest klackert er nach dem kurzen Stopp nur laut anstatt loszufahren. Unterm Auto hängt alles lose, keine Spur von den fehlenden Schrauben, schön. Alle haben schon Feierabend, niemand hört unsere Hilferufe im Funkgerät. Extrarunde zu Fuß gewonnen. Eine halbe Stunde durch den nächtlichen Sand bis nach Hause. Hat man gleich am nächsten Morgen auch was zu tun- neue Schrauben in die Welle schrauben um den Jeep heile wieder nach Hause fahren zu können. Während Klaus unter dem Auto robbt und ich die Frauenrolle in Form von dekorativem Anreichen der Schraubenzieher erfülle, kommt noch der Sensationstourismus, diesmal in Form von Cowboy Tom auf seinem Pferd, vorbei getrabt.
Aber...äh... ich schweife ab. AUF JEDEN FALL funkt Claudia, die ja im Feld verschollen ist, jetzt tatsächlich. Allerdings nicht, um wie befürchtet den neuerlichen Zusammenbruch des Jeeps zu verkünden, sondern weil sie eine Gelbe Anakonda entdeckt hat die einen Blau-Gelben Ara stranguliert. Anakondas sieht man selten und erst recht eine Anakonda die einen Papageien am Wickel hat, denn die Schlange wohnt im See und der Ara normalerweise auf dem Baum. Wenn der Ara allerdings am Seeufer trinken geht, kann das auch schonmal anders aussehen... Jetzt geht auf einmal alles ganz schnell. Ich kann gerade noch meine Kamera schnappen dann sitzen schon Gäste, Forscher und Lucas auf der Toyota auf dem Weg zur Schlange. Laut Claudia ist die fast um die Ecke von der Farm, im See der "drei Brüder", benannt nach den drei Palmen an seinem Ufer. Tatsächlich sieht man schon von weitem glänzende, verknotete, gelb-schwarz gepunktete Schlingen um einige traurige, nasse Federn gewunden.
Enorm. Der arme Ara. Und trotzdem unfassbar so eine riesige Schlange in Bewegung zu sehen zu sehen. Sie hat den Kiefer ausgehängt um den Papagei demnächst ins Maul zu stopfen. Unter der Haut sieht man die Muskeln arbeiten. Mindestens vier Meter lang, schätze ich. Wir stehen alle bis zu den Knien im schlammigen Wasser des Sees und staunen. Die Schlange lässt sich nicht stören. Justiert nochmal ihre Position nach, ruht zwischen drin immer wieder aus. Anstrengende Angelegenheit... Hat sie den Ara erstmal verschluckt verdaut sie mehrere Tage an der Riesenportion. Vielleicht pietätlos, aber ich bekomme bei dem Anblick ja Hunger. Ist ja immerhin Mittagsessenzeit.
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