Vom Himmel gefallen

Stehe mitten im Wald, eine hier aufzustellende Kamerafalle in der Hand, als mir ein goldenes Flauschbällchen aus dem Himmel vor die Füße purzelt und mich entsetzt anstarrt. Äh. Bei 36 °C im Zeckeninferno arbeitet das Gehirn zugegeben etwas langsam. Ich starre verständnislos zurück, kann nicht einsortieren was ich da gerade sehe. Schweift das Gehirn übersprungshandlungsmäßig ab…

 

Wann ist es eigentlich wieder so heiß geworden? Erst eine Woche ist es her, dass ich beim Kamerafalleneinsammeln vom Megaunwetter überrascht wurde. Temperatursturz von 38 °C auf 17 °C. Strömender Regen aus dem eben noch wolkenlosen Himmel, ich (mal wieder mit Kamerafalle) irgendwo im Wald und auf einmal schlagen rund um mich rum Blitze ein. Ich muss wie eine Blöde durch den Dornenwald Richtung endlos weit weg geparktem Auto rennen. Bis ich da bin, bin ich nass bis auf die Unterhose und die Schienbeine komplett zerkratzt. Im Auto dann ja zumindest vor Blitzen sicher. Faradayscher Käfig, blablabla. Stellt  sich allerdings die Frage wie laut der Knall ist, wenn der Blitz im Auto einschlägt? Ich halte mir mal pro forma die Ohren zu. Sonst überlebe ich zwar den Einschlag, bin aber taub. Ich beobachte wie wunderschön sich die Blitze durch den Regenschleier im Salzsee reflektieren. Parke das Auto dann noch ein Stückchen vom Wald weg- wenn der Blitz zwar vom Metall umgeleitet wird, mich im Anschluss aber ein Baum erschlägt, habe ich ja auch nix dazu gewonnen. Dann wäre zu allem Überfluss auch noch das AUTO KAPUTT! Wäre immerhin stilecht, wenn ich noch eins von Lucas Autos mit ins Grab nehmen würde. Á propos: Würde bei einem Einschlag wohl die Elektrik kaputt gehen? Faradayscher Käfig hin oder her?

 

Ich freue mich ja über Regen in der ganzen Trockenheit, aber muss das IMMER an dem Tag sein an dem ich meine Kamerafallenaktion habe, also stundenlang in der Pampa rumhampeln muss, während zuhause zu allem Überfluss die frisch gewaschene Wäsche auf der Wäscheleine versucht zu trocknen?  Vor zwei Wochen beim Kameraaufstellen schon der gleiche Blödsinn. Da bin ich mit dem schlechtgelaunten Pferd und einem Haufen Kamerafallen im sturzbachartigen Regen gelandet. Von der Regenhülle des Rucksacks lief alles hinten in die (letzte saubere) Hose und wenn man vom Pferd abstieg, der Matsch in die letzten trockenen Schuhe.

 

Und dann wurd’s wieder heiß. Diesmal ist es beim Kamerafallenaufstellen SEHR weit davon entfernt zu regnen. Keine Wolke in Sicht. Murphys Law, diesmal habe ich meine Wasserflasche expertenmäßig in der Küche stehen lassen und dürste so den ganzen sonnigen Vormittag vor mich hin. Mittlerweile, wie gesagt, 36 °C im Zeckenwald und vor mir das goldene Knäuel das gerade motzend auf eine Palme klettert. Ein Brüllaffenkind. Ist irgendwie aus dem Baum gefallen, oben in den Wipfeln schimpft lautstark der Rest der Brüllaffenfamilie, der Name ist Programm. Motzen die wegen mir???! Als ob ich was dafür könnte, dass die ihre Aufsichtspflicht verletzt haben! Vielleicht bemängeln sie aber auch die mangelhaften Kletterkünsten des Affenkindes.  

 

Die kleine Fuddelpalme mit den dünnen Wedeln, die sich das Kleine ausgesucht hat um zur Verwandtschaft in den Bäumen zu steigen, ist zum Beispiel nicht gerade die beste Wahl. Das Palmblatt an dem es sich hochkämpft neigt sich unweigerlich wieder zu Boden und dann steht es wieder ratlos vor mir. Nächster Versuch, wieder die doofe Palme, diesmal hat er Glück und das Palmblatt wippt mit dem kleinen Affen auf der Spitze rüber zu einem Baumstamm. Den klettert er hoch, dann auf einen Zweig der ganz offensichtlich eine Sackgasse ist, ratloses Rumgehangel auf viel zu dünnen Zweigen, also wieder zurück, anderer Ast, anderer Baum, ganz offensichtlich müssen auch Affenkinder erstmal Klettern lernen. Nach vielem Hin- und Her schafft es der Kleine endlich zu seiner Mama. Puh! Vorwurfsvoll lugt er hinter ihrem Rücken zu mir runter, dann zieht sie ihn an sich heran und er kuschelt sich an ihren Bauch und beginnt zu säugen.

 

Happy End.

 

 

Auch für mich- das war die letzte Kamerafalle, die noch aufgestellt werden musste. Kann ich endlich nach Hause fahren. Durst!!! Ich Depp mit ohne Wasser. Nö, die Flasche steht ja schön kühl in der Küche. Aber wir sind ja immerhin im Feuchtgebiet. Da wird man ja wohl kaum verdursten. Nehme aus dem Wald eine große Schale der Ximbó Nuss mit, stapfe durch das sumpfige Ufer des nächstbesten Süßwassersees um Wasser zu schöpfen. Schmeckt scheiße und man kommt sich denkbar dämlich dabei  vor- Rüdiger Nehberg für arme. Und die nach dem letzten Regen gerade getrockneten Schuhe wären dann mal wieder nass. Soviel dazu. 

Kommentare: 5 (Diskussion geschlossen)
  • #1

    Stefanie Funken (Freitag, 02 September 2016 12:45)

    Kann mir alles bildlich vorstellen und mir würde es wahrscheinlich genauso gehen (ziehe Chaos an)

  • #2

    Frank Münz (Samstag, 03 September 2016 10:15)

    Lydia,
    Dene Berichte sind einfach nur Klasse. Es macht mir sehr viel Spass sie zu lesen.
    Wünsche dir weiterhin viel Erfolg und Spass bei deiner Arbeit.
    Até logo Frank

  • #3

    August Duke (Mittwoch, 08 Februar 2017)


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  • #4

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